Die Tradition wachhalten

Mit der Malteserfahne voran zur Kreuzbergkapelle in Ottbergen; Bildquelle: Lukas/Malteser

Hildesheim/Ottbergen (mhd). Wenn man nicht nach Lourdes pilgern kann, dann holt man sich den französischen Wallfahrtsort eben nach Ottbergen – zumindest ein bisschen! Der Lourdes-Krankendienst der Malteser in der Diözese Hildesheim hatte für Samstag, 27. August, zu einem Lourdes-Pilgertag nach Ottbergen eingeladen und rund 30 Gäste kamen, darunter auch ein Pilger aus Erfurt.

Zugegeben – es waren nicht die Pyrenäen, sondern nur der Kapellenberg von Ottbergen und es wurden auch weniger Kerzen entzündet als in dem berühmten südfranzösischen Marienwallfahrtsort. Dennoch lag mehr als nur ein Hauch von Lourdes über dem Pilgertreffen, das am Morgen mit einem Kreuzweg begann. Unter der geistlichen Leitung von Kaplan David Bleckmann von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Bernward in Lehrte und Pfarrer Thomas Blumenberg aus der Katholischen Pfarrgemeinde St. Gallus in Bad Salzdetfurth betete sich die kleine Pilgergemeinde entlang der 14 Kreuzwegstationen die Allee zur Kapelle hinauf, wo dann gegen Mittag ein bewegender Gottesdienst stattfand. Bleckmann, der in den vergangenen Jahren einige Lourdes-Reisen der Malteser begleitet hat, erinnerte in seiner Predigt an die Grenzen allen menschlichen Lebens – trotz großer medizinischer Erfolge. Verletzungen, Krankheit und Gebrechen gehören laut Bleckmann zum Wesen des Menschen dazu, können aber in Maria, der Muttergottes, ihr Heil finden. Nicht im Sinne eines oberflächlichen „Heile heile“, sondern tiefergehend als Heilung der Seele.

Nach einem guten Mittagessen, das die Hildesheimer Malteser unter Leitung von Peter Dziewit vorbereitet hatten, endete der Pilgertag mit einem Rosenkranz an der Lourdes-Grotte von Ottbergen und anschließendem Reisesegen. Die Nachbildung der berühmten Grotte von Lourdes wurde 1912 von einem Hildesheimer Zahnarzt neben der Wallfahrtskapelle erbaut, als Sühne für eine Patientin, die bei einer Zahnbehandlung nicht mehr aus der Narkose erwacht war.

Wie bei den „großen“ Lourdes-Wallfahrten so kümmerten sich auch beim Pilgertag die jüngeren und kräftigen Wallfahrer um die Älteren, Kranken und Gebrechlichen wie etwa Sophie Anna Geyer aus Seelze. Mit ihren knapp 87 Jahren war sie die Älteste in der Runde und immer gut umsorgt. Schon drei Mal pilgerte sie mit den Maltesern nach Lourdes, wo sie nach eigener Aussage Kraft im gemeinsamen Gebet fand. Nun schob Sophie Anna Geyer tapfer und mit junger Unterstützung ihren Rollator den Kapellenberg hinauf – im Gebet für ihren Mann, der im April verstarb.

Eingeladen zu diesem Lourdes-Pilgertag hatten Marie-Rose Freifrau von Boeselager und Hubertus Freiherr Roeder von Diersburg, die in den vergangenen Jahren auch die Reisen nach Lourdes organisierten. Seit 1999 bietet der Lourdes-Krankendienst der Malteser in der Diözese Hildesheim solche Wallfahrten nach Südfrankreich an. Traditionell findet die mehrtätige Pilgerreise über das letzte Augustwochenende statt, musste aber coronabedingt seit 2020 ausfallen. Der Lourdes-Pilgertag am letzten Augustwochenende sollte diese Tradition ein wenig wachhalten.